10.08.2019, 13:08
Wohnst du noch oder lebst du schon? (Im Schuhkarton)
Wohnen und leben
Wohnen und leben
Die Wohnsituation in der Hauptstadt ist ziemlich beengt. Winzige Ein-Zimmer-Apartments sind hier oft die Regel und selbst die sind nicht unbedingt preiswert, umgerechnet 500-800 Euro.
Zumal das traditionelle Mietsystem in Korea, nachdem man dem Vermieter zum Beginn der Miete 50-80 % des Marktpreises für die Wohnung bezahlt und er dafür Zinsen erhält, bevor man beim Auszug sein Geld wieder zurück bekommt, immer mehr durch das westliche System verdrängt wird.
Traditionelle Häuser, Hanoks, gibt es hier kaum noch. Die wachsende Bevölkerung verlangte nach höher, schneller, weiter, vor allem auch bei den Behausungen. Manche sind ein bisschen enttäuscht, dass die Architektur so modern wirkt. Es gibt noch traditionelle Häuser, zum Beispiel in dem Viertel Bukchon. Viele Koreaner möchten wieder in solchen Häusern leben, in denen sie aufgewachsen sind, und beauftragen daher Architekten diese zu bauen. Allerdings ist das nur etwas für die besser verdienenden Koreaner, da Bauplatz rar und teuer ist!
Alle anderen leben in hohen Apartmenthäusern, die sehr anonym wirken und es leider auch sind. Diese besitzen meist nur ein einziges kleines Zimmer, plus angrenzendem Bad und haben Platz für eine kleine Kochzeile, Bett, Schreibtisch und vielleicht ein kleines Sofa. Im Bad stehen meistens Dusche, Toilette und Waschbecken. Viele dieser Wohnungen haben zudem keine Fenster! Tageslicht ist also leider selten. Manche haben eine Waschmaschine in der Küche, aber leider auch nicht alle, dann gilt es die wöchentliche Wäsche in den nächsten Waschsalon zu schleppen!
Einen Backofen wie wir ihn kennen, zumindest wenn man öfter Fertigpizzen konsumiert, gibt es in den meisten Wohnungen auch nicht. Die Essgewohnheiten der Koreaner unterscheiden sich da etwas von uns und wenn man etwas aufwärmen möchte ist die Mikrowelle erste Wahl. Das gilt vor allem für verschiedene Fertiggerichte aus dem Supermarkt.
Schlüssel vergessen? Kein Problem! Einen Schlüssel braucht man nämlich in den meisten Wohnungen in Seoul gar nicht. Ähnlich wie beim Handy muss man dort einen Pin an der Tür eingeben um nicht offene Türen einrennen zu können. Wenn man den vergisst hat man allerdings ein Problem. Praktisch ist auch, dass man von einem kleinen Monitor im Wohnungsinneren erkennen kann wer gerade vor der Tür steht. Ungebetene Gäste können so also bestens ignoriert werden.
Ihr habt alle wirklich Klasse!
Schule und Leistungsdruck
Schule und Leistungsdruck
Die Südkoreaner sind bekannt dafür hart zu arbeiten. Und das schon von Klein auf. Faulenzen ist hier nicht besonders gern gesehen und das ist noch eine Untertreibung. Die schulische Leistung steht hier über allem.
Schon im Kindergarten, den die Kids ab drei jahren besuchen, steht Lernprogramm statt spielen an. Lesen, Rechnen und Englischunterricht.
Mit 6 Jahren kommen sie in die Grundschule und wechseln von dort nach sechs Jahren in die Mittelschule wo sie weitere drei Jahre verbringen.
Die Schulpflicht endet damit zwar aber die meisten Schüler gehen auf die weiterführende Schule, die dem deutschen Gymnasium entspricht, für weitere drei Jahre.
Unterrichtet werden Fächer wie: Koreanisch (Sprache und Geschichte), Sozialkunde, Mathematik, Wissenschaften, Englisch, Chinesisch... die männlichen Schüler sollen zudem „berufliche Kompetenzen“ erwerben, während die weiblichen Schülerinnen „Haushaltsführung“ beigebracht bekommen.
An den meisten Schulen ist Schuluniform Pflicht!
Selbst in den späten Abendstunden sind die Schüler oft noch in speziellen, privaten und sehr kostenintensiven Nachhilfe-Zentren, Hagwon, mit Lernen beschäftigt. Freizeit und Kind sein steht da hinten an, der Tag ist komplett mit Schule, Nachhilfe und Hausaufgaben verplant. Trotzdem gehen fast alle Kinder in Hagwon’s, da diese sonst mit den anderen Kindern nicht mithalten könnten. Für Hobbies und Interessen oder sich mit Freunden treffen gibt es keinen oder nur wenig Platz.
Es klingt ein bisschen nach Arbeitslager, auch wenn keine Zäune oder Ketten die Schüler an die Schulbänke ketten. Viele Schüler sind müde, erschöpft und ihre mentale Gesundheit leidet darunter. Allerdings wird darauf keine Rücksicht genommen. Der extreme Konkurrenzkampf unter den Schülern wird sogar eher noch gefördert. Jeder muss der Beste sein und das bringt nicht selten Entfremdung und Mobbing mit sich.
Die Universitätseintrittsprüfung (Seneung) ist für Koreaner extrem wichtig, da die Ergebnisse entscheidend für die Bewerbung an einer Universität sind. Jedes Jahr im November findet die Prüfung statt und extremer Druck lastet auf Schülern und ihren Familien, die während der 8 Stunden andauernden Prüfung vor dem Schulgebäude warten und auf gute Ergebnisse hoffen.
Selbst die restliche Bevölkerung Südkoreas nimmt Rücksicht auf die Prüfungen und geht später zur Arbeit um die Züge nicht zu verstopfen, damit die Schüler pünktlich zur Prüfung kommen. Einige Schüler wurden sogar schon von der Polizei begleitet um rechtzeitig zu den Prüfungen zu erscheinen.
Ohne gute Ausbildung und ein anschließendes Studium sind die Berufschancen eher mangelhaft.
Die Studiengebühren an den öffentlichen Hochschulen betragen im Jahr ca. 3700 US-Dollar für Bachelorstudiengänge und 4800 für Masterstudiengänge. An privaten Hochschulen muss man mit 7600 bzw. 11000 US- Dollar als Studiengebühren rechnen. Puh also mit Langzeitstudium wird das wohl eher nichts...
Aber auch mit guten Abschlüssen ist es oft nicht einfach einen guten Job zu ergattern, weil die Konkurrenz extrem hoch ist!
Bis der Arzt kommt!
Gesundheit
Gesundheit
Das Gesundheitssystem ist gut ausgebaut und einige der modernsten Kliniken der Welt sind in Seoul zu finden, weshalb auch viele Touristen sich hier behandeln lassen. Die Koreaner sind mit Krankenversicherungen abgedeckt, allerdings ist es üblich, dass für Behandlungen und Medikamente Zuzahlungen anfallen. Wirklich günstig ist es daher nicht krank zu werden, wenn man über dreißig Prozent der Kosten selbst tragen muss. Für chronisch Kranke und Menschen die sich die Versicherung nicht leisten können, gibt es aber Hilfsprogramme.
Und wenn es mal im Kopf nicht ganz rund läuft? Es gibt zwar eine zwar eine gute Versorgung an Psychologen und Psychatern und auch die entsprechenden Medikamente sind erschwinglich, aber auf psychischen Erkrankungen liegt ein hohes Stigma. Viele möchten das eigene oder das Ansehen der Familie nicht beschädigen und nehmen daher keine Hilfe in Anspruch und leiden still.
Die Selbstmordrate in Südkorea ist hoch, besonders unter Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Senioren.
Viele suchen ihr „Glück“ aber auch in Alkohol und es gibt daher einen hohen Anteil an Alkoholabhängigen. Andere Drogen werden vergleichsweise wenig genutzt. Am meisten Crystal Meth, während das bei uns immer beliebter werdende Cannabis in Südkorea kaum eine Rolle spielt, dennoch auch dort verboten ist, außer zu medizinischen Zwecken.
Wer ist der/die Schönste im Land?
Beauty-Industrie
Beauty-Industrie
Schönheit ist in Südkorea ein wichtiger Faktor und für viele, vor allem Frauen, ist es hart mit den erwarteten Idealen mitzuhalten. Schönheits-OP’s sind hier deshalb extrem beliebt und es gibt quasi an jeder Ecke einen Plastischen Chirurgen. Sogar auf Plakatwänden werden die Operationen beworben!
Neben den Besuchen beim Beauty Doc, finden auch zahlreiche Pflegeprodukte einen reißenden Absatz. Sie sollen die Haut, glatter, reiner und manchmal heller machen und versprechen das perfekte Aussehen. Die Qualität ist dabei allerdings auch wirklich gut, selbst wenn die Preise hoch sind.
Helle, makellose Haut gilt als absolutes Schönheitsideal und es ist für die meisten Frauen undenkbar ungeschminkt aus dem Haus zu gehen! Selbst für einen Einkauf um die Ecke wird sich oft stundenlang zurechtgemacht. Schlabberlook und ungekämmte Haare sind da nicht nur ein Fashion Fauxpas, sondern schädigen Ruf und Ansehen.
Selbst Brillen gelten als „unschick“, auch hier vor allem für die Damenwelt, weshalb Kontaktlinsen weit verbreitet sind.
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